Das Jahr mit einem Knall beenden
1 TLDR
Das hier wird vielleicht meine ganz persönliche Retro für 2020, inklusive der Maßnahmen, die für mich ab 2021 folgen sollen.
2 Long Story
Ja, Corona ist noch immer allgegenwärtig. Zugegeben bin ich aber ein Nerd, habe also kein großes Problem damit in den eigenen 4 Wänden zu bleiben. Wenn es hilft. Mein Arbeitgeber geht hervorragend mit der Situation um. Wenn ich auch gern und natürlich immer völlig zurecht auf der Technik rumschimpfe, kommen wir unterm Strich doch noch immer sehr gut voran. Also aus meinem Blickwinkel zumindest.
Langfristig freut mich die kommende Möglichkeit 50% von daheim arbeiten zu können, auf gar keinen Fall möchte ich dabei dauerhaft den direkten (live, zum Anfassen) Kontakt zum Kollegium verlieren.
Ich war schon immer ein Möchtegern-Welt-Verbesserer und -Versteher. Was früher mit eher Technischem begann (Wechseln von Windows zu Linux bspw, aber das führe ich jetzt nicht weiter aus), wurde irgendwann auf Politisches erweitert, obwohl mir das früher noch gar nicht so bewusst war:
- Wo bekommt mein Arbeitgeber eigentlich sein Geld her?
- Was macht die Kirche mit meinem Geld, warum kostet Glauben?
- Warum bekommt ein Aktienspekulant deutlich mehr als die Müllabfuhr?
- Wieso werden Ausländer hier so schlecht behandelt?
- Was ist eigentlich genau die Cloud, was plötzlich alle so hypen? (Ja, ich halte das für Politik, nicht für Technik)
Meine Erfahrungen aus den "technischen Erfolgen" versuchte ich irgendwie auf die da neu gelernten Dinge zu übertragen. Man muss doch nur mit den richtigen Leuten sprechen, ihnen das Bessere (also, was ich für besser hielt) erklären und schön wird alles toll. Pustekuchen.
- Glaubst du nicht?, tritt doch einfach aus der Kirche aus
- Ich kann nicht in 2 Sätzen "das" bedingungslose Grundeinkommen erklären (es gibt nicht "das eine"!), aber kann mir hier mal jemand unser jetziges "System" erklären, und das auch noch toll finden?
- Wie kaputt ist eigentlich unser Rentensystem, und wieso ist die Pflege so schlecht bezahlt? Da bekommt man ja Angst vorm Altern.
- Wie kann man den Sozialen Netzwerken, wo jeder Hansel rumbrüllen kann bloß mehr vertrauen als Zeitungen? Und wie sehr verspielen sich eben diese Zeitungen ihr Vertrauen mit Werbung, Clickbaits, kaputten Apps? Wem kann man eigentlich noch glauben? Glauben? Wissen? Querdenken? Ok, das Thema lasse ich besser weg…, da bin ich hoffentlich weit entfernt von reinzufallen.
- Es gibt Nabu, den CCC, lobbycontrol, die Tafeln, Freifunk, ADFC und unzählige Gemeinschaften, die auf ihre Art die Welt verbessern.
Mir ist klar, dass ich nicht überall dabei sein kann, überall mitwirken kann (also mit "Arbeitskraft"), aber irgendwie versuchte ich es doch immer wieder. Zumindest (Förder-)Mitglied kann man ja werden. Und aus den Datenkraken Facebook, Twitter etc. austreten - was ich tatsächlich eher aus politischer Reichweite mal versuchte mitzubedienen. Ich kündigte 2020 mein Amazon-Konto, darauf bin ich sehr stolz. Die Welt zu verbessern muss man sich leider halt auch finanziell leisten können. Zum Glück kann ich das.
Denn ich habe ja einen Hauptjob - und der macht mir auch wirklich Spaß, der erfüllt mich, ich habe super Kollegen in und außerhalb meines Teams. Und ich stehe hinter der Intention meines Arbeitgebers - im Vergleich zur Versicherungswelt ("das Geschäft mit der Angst"). Jaja, wir sind vielleicht auch nicht perfekt, aber besser als so einige andere. Ja, und ich motze auch viel und gern, aber wer sowas nicht anspricht bleibt halt auch still stehen. Am Ton könnte ich mal arbeiten :)
Auch im Hauptjob gibt es neben "entwickeln" noch Dinge, die ich interessant finde, wo ich glaube helfen zu können… Und irgendwie versuchte ich lange überall mitzuspielen, Erfahrungen und Tipps (aus meiner Sicht…) zu geben und Dinge voranzubringen. Teamübergreifender Austausch, Azubis, Brandschutzhelfer, Betriebsrat…
Dann wurde mir - beruflich wie privat, und politisch - bewusst, dass nicht wirklich in allen Themen, die mich interessieren, und wo Arbeit gefragt war, auch ein Team um mich herum mitspielte. So einiges habe ich (aus meiner Erinnerung) eher allein gemacht, der Teamgeist bei anderen fehlte. Oder die Priorität. Jemand müsste mal…! hieß es dann oft, aber keiner fand sich (außer mir). Vielleicht habe ich auch ein Helfersyndrom, aber ich komme immer besser damit zurecht.
Und genau darum kommt zum Jahreswechsel mein ganz persönlicher Silvesterknaller:
- ich konzentriere mich auf das, was mir Spaß macht
- ich steige bezüglich der Arbeit aus den Themen aus, wo mir der Teamgeist fehlt (Details lasse ich weg, und natürlich wird es Übergaben geben), und die ich allein nunmal nicht voranbringen kann
- Arbeit heißt hier auch: ich verabschiede mich aus der Politik - bringe meine Wahlperiode zwar noch zuende, werde mich aber nicht wieder zur Wahl stellen
- ich bringe mich mehr in meinem privaten Umfeld ein: in der Dorfgemeinschaft, im Dorfladen, im ADFC - da gibt es Teams, in die ich (privat/politisch) reinpasse, wo ich etwas (mit-)bewegen kann.